Ein Euro-Einbruch ist wahrscheinlicher als eine Erholung

Willkommen zu einer neuen und entscheidenden Handelswoche.

Alle Augen richten sich diese Woche auf die Europäische Zentralbank, die in diesem Monat zum ersten Mal seit 2011 die Zinssätze anheben wird. Die Entscheidung der EZB und die Pressekonferenz sind für Donnerstag angesetzt.

Nach Jahren niedriger Inflation sieht sich die EZB nun mit einem Preisanstieg konfrontiert, der die Währungshüter zu einer aggressiven Straffung der Geldpolitik zwingt, wie sie bereits schon andernorts praktiziert wird. In einer normalen Welt würde eine aggressive geldpolitische Straffung dem Euro Auftrieb geben, aber das Risiko einer Rezession in der Eurozone wird aktuell mit 45 Prozent eingeschätzt, gegenüber 30 Prozent im Juni. Abgesehen von den düsteren Aussichten der Eurozone müssen wir auch die Rolle des U.S. Dollars verstehen.

Sprichwörtlich sagt man auf Englisch ‚The dollar’s gain is the world’s pain‘ (der Gewinn des Dollars ist der Schmerz der Welt). Eine stärkere U.S. Währung hat in der Vergangenheit die Weltwirtschaft auf breiter Front getroffen. Die unerwartet hohe Inflation hat die Federal Reserve gezwungen, die Zinssätze so schnell wie seit Jahrzehnten nicht mehr zu erhöhen, und diese Art der aggressiven Straffung hat den U.S. Dollar in die Höhe getrieben. Eine straffere Geldpolitik in den USA kurbelt tendenziell die Inflation in anderen Ländern an, weil die Währungen gegenüber dem Dollar schwächer werden. Hinzu kommt ein europäisches Problem, das Druck auf den Euro ausübt und den Dollar im Gegenzug steigen lässt und den Produktionszyklus verschlechtert. Deutschland hat derweil mit einem doppelten Problem zu kämpfen, da die steigenden Erdgaspreise auch das verarbeitende Gewerbe beeinträchtigen. Deutschlands wirtschaftliches Wachstumsmodell basierte jahrzehntelang auf billiger russischer Energie, und ohne das deutsche Wachstum könnten die Aussichten für die Eurozone düster sein. Was die Fed betrifft, so hat die Zentralbank angesichts einer U.S. Inflation von 9,1 Prozent momentan auch nur wenig Spielraum, um von ihrem Straffungskurs abzurücken und den Exporteuren und fremdfinanzierten Kreditnehmern in aller Welt Erleichterung zu verschaffen.

Was wird am Donnerstag von der EZB erwartet?

Eine Anhebung um 25 Basispunkte in diesem Monat gilt als ausgemachte Sache, gefolgt von einer Erhöhung um 50 Basispunkte im September und 25 Basispunkte im Oktober und Dezember. Da die jährliche Inflationsrate in der Eurozone derzeit bei 8,6 % liegt, könnte jedoch eine stärkere Anhebung als erwartet erforderlich sein. Die Frage von 25 oder 50 Basispunkten, die ohnehin schon umstritten ist, wäre jetzt das Hauptthema, wenn nicht der Ausbruch der italienischen Schuldenturbulenzen EZB-Präsidentin Christine Lagarde dazu gezwungen hätte, Notfallgespräche zu führen und eine Zusage für ein neues Instrument zu erhalten. Die Zentralbank wird am Donnerstag nähere Angaben zu ihrer Anti-Fragmentierungsfazilität machen, einem Instrument, das dazu dienen soll, einen zu schnellen Anstieg der Anleiherenditen in der Eurozone zu verhindern. Die EZB wird versuchen, die italienischen Kreditkosten unter Kontrolle zu halten, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Die politischen Unruhen in Italien könnten daher die Bemühungen der Europäischen Zentralbank um eine Anhebung der Zinssätze erschweren.

Was auch immer geschieht, ein weiterer Einbruch des Euro ist wahrscheinlicher als eine Erholung.

 

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